Hunde und Katzen sind vom Wesen her sehr unterschiedlich, doch ein Zusammenleben ist in vielen Fällen möglich und sehr erfüllend, wenn erst einmal eine Freundschaft entstanden ist. Wenn die Beiden nicht von klein auf miteinander bekannt sind, ist aber für gewöhnlich ein wenig Geduld gefragt.
Wie bricht man das Eis?
Erst einmal sollten die beiden getrennt voneinander gehalten werden, damit sie sich erst einmal aus der Distanz und durch die Nase kennenlernen können.
Sie sollten sich mit dem Geruch des anderen vertraut machen – insbesondere das alteingesessene Tier sollte Erfahrungen mit dem Duft des Neuankömmlings machen. Schlaf- oder Kuscheldecken miteinander austauschen kann helfen, die erste Reaktion aufeinander zu testen. (Katzen werden auf den neuen Geruch allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit erst einmal abgeschreckt reagieren.) Alternativ kann auch hilfreich sein, die Beiden mit dem gleichen Handtuch “abzurubbeln”, damit sie den Geruch des anderen annehmen.
Während der Eingewöhnung sollte der Haushalt möglichst ruhig gehalten werden – die Situation ist für die beiden schon stressig genug und sollte nicht noch komplizierter werden. Dein Fokus sollte ganz auf den Tieren liegen. Sowohl der Neuankömmling als auch der alteingesessene Revierverteidiger sind verunsichert und brauchen Zeit, um sich langsam mit der neuen Realität anzufreunden.
Die erste Begegnung Auge in Auge
Als Vorbereitung für die erste Begegnung sollten die Beiden getrennt voneinander gefüttert werden, wobei sie die Möglichkeit haben sollten, den jeweils anderen zu riechen und zu hören. So verbinden sie den Geruch und die Geräusche mit der positiven Erfahrung des Gefüttert-werdens. Zu jeder Mahlzeit können die Näpfe dann ein bisschen näher zueinander gerückt werden, bis sich die beiden sehen können, ohne sich zu begegnen. Hier können eine Plexiglasscheibe oder ein Wäscheständer helfen, damit die beiden getrennt bleiben.
Wenn der Tag gekommen ist und die beiden für die erste Begegnung von Angesicht zu Angesicht bereit sind, sorge dafür, dass Deine beiden Vierbeiner davor eine ausgiebige Mahlzeit zu sich nehmen. Satt und zufrieden werden sich die beiden freundlicher gegenüberstehen.
Auch wenn es Dir schwerfällt, sollte der Hund während des ersten Treffens sicherheitshalber einen Maulkorb tragen. Dieser Schritt verlangt gegebenenfalls schon ein wenig Training, falls ein Maulkorb noch unbekannt ist.
Das erste Zusammentreffen sollte auf jeden Fall in entspannter Atmosphäre stattfinden. Verhalte dich dabei wie gewohnt. Der Hund muss lernen, dass er seinen neuen Mitbewohner nicht jagen darf, deshalb kann es helfen, ihn erst einmal anzuleinen. Die Katze sollte zu jedem Zeitpunkt eine Flucht- und Rückzugsmöglichkeit haben – ein Kratzbaum kann hier ein Gefühl der Sicherheit geben. Der Hund sollte die Katze allerdings nicht belagern können - sie sollte sich ohne Angst frei bewegen können. Erfahrungsgemäß fühlen sich Katzen auch sehr wohl, wenn sie etwas erhöht stehen und das Geschehen von oben herab betrachten können.
Für das erste Treffen reichen einige Minuten, die dann nach und nach zu längeren Zusammenkünften ausgedehnt werden können. Hierbei wäre es optimal, wenn zwei Personen zugegen sind und sich jeweils eine Person um ein Tier kümmert. Da Hunde und Katzen um Aufmerksamkeit von Bezugspersonen buhlen, kann so aufkeimende Eifersucht besser in Schach gehalten werden. Wenn sich bei einem Deiner Tiere Angst bemerkbar macht, brich die Aktion lieber ab und versuche es am nächsten Tag noch einmal. Hund und Katze gewöhnen sich nicht von heute auf morgen aneinander und brauchen viel Zeit.
Wer war zuerst da?
Wer sich dazu entschlossen hat, Hund und Katze zusammen in einem Haushalt zu halten, muss zunächst bedenken, wer von den beiden Tieren zuerst im Haushalt war. Der natürliche Instinkt bei Tieren ist darauf ausgerichtet, das eigene Revier zu verteidigen.
Dabei ist es für gewöhnlich einfacher, eine Katze in einen bestehenden Hundehaushalt zu integrieren. Hunde sind Rudeltiere und so fällt es ihnen leichter, die Katze mit der Zeit ins Rudel aufzunehmen, wobei es bei Rassen mit ausgeprägtem Jagdtrieb länger dauern kann, bis die Katze nicht mehr als potenzielle Beute gesehen wird.
Die beste Voraussetzung für gegenseitigen Respekt ist, wenn beide Seiten noch keine negativen Erfahrungen mit der anderen Art hatten. Der Hund muss gegebenenfalls erst dazu gebracht werden, die Katze nicht als potenzielle Beute anzusehen. Die erste Begegnung sollte man daher gut planen und danach Schritt für Schritt fortfahren. In der ersten Zeit wird die unterschiedliche Körpersprache die Tiere irritieren, doch mit einer guten Portion Geduld lernen sich die Tiere zu verstehen. Ein fröhliches Schwanzwedeln des Hundes wird beispielsweise von der Katze erst einmal als Nervosität oder Drohgebärde interpretiert werden. Daher sollte eine Katze im Idealfall schon in jungen Jahren Kontakt zu Hunden pflegen und sich mit der Körpersprache anfreunden.
Natürlich kann es bei so verschiedenen Tieren auch zu Missverständnissen kommen, doch Strafen bringen hier wenig. Belohne lieber freundliches Verhalten mit Leckerlis und ausgedehnten Schmuseeinheiten, so wird das Zusammenleben am schnellsten harmonisch.
Erfahrungsberichte:
Baghira & Poppy
Die Hündin Poppy (Australian Shepherd, auch bekannt als unser Bürohund :) ) kam mit 9 Wochen als Welpe zum Kater Baghira und unserer Kollegin Barbara. Man hofft natürlich meist, dass die Tiere beste Freunde werden. Doch das ist leider nicht immer der Fall. Während Poppy von Anfang an begeistert von Baghira war, ist dieser etwas zurückhaltender.
Die ersten zwei Wochen waren sehr stressig und angespannt für Barbara. Aber sie wusste, dass das Eis gebrochen war, als Baghira sich in Anwesenheit von Poppy hingelegt und seine Augen geschlossen hat. Als Welpe ist Poppy noch sehr vorsichtig mit Baghira umgegangen – was sich später ein wenig geändert hat. In der Teenagerzeit hat Poppy begonnen, Baghira durch die Wohnung zu jagen, sodass Barbara oft einschreiten musste. Poppy hat gelernt, Respekt vor Baghira zu bekommen und möchte heute oft mit Baghira spielen, mit ihm kuscheln und ihn sauber schlecken. Baghira toleriert dies manchmal, steht aber meist relativ schnell auf und geht weg. Auf Aufforderungen zum Spielen geht Baghira manchmal ein. Dennoch ist es schwer einzuschätzen, ob er wirklich spielen möchte oder ob es ihm zu viel ist.
Barbara hat sich damit abgefunden, dass die beiden nicht die besten Freunde werden und rät dazu, keine zu große Erwartungshaltung zu haben. Auch wenn man alle Tipps beachtet, ist manchmal Akzeptanz schon ein großer Gewinn.
Lilly & Kira
Bei der Katze Lilly und der Hündin Kira ist die Geschichte etwas anders verlaufen. Lilly kam in die Familie, da sie vor einem neuen Hund, Kurzhaarcollie Rico, im Haushalt ihrer alten Familie geflüchtet ist. Sie kam immer öfter vorbei, bis sie irgendwann ganz umgezogen ist und Teil der Familie wurde. Da sich die beiden Familien gut kannten, waren alle mit der neuen Situation einverstanden und glücklich.
Einige Zeit später kam dann die Golden Retriever-Hündin Kira als Welpe (8 Wochen) dazu. Lilly empfang den Welpen sehr liebevoll und ging ganz vorsichtig mit Kira um. Sie haben sich von Anfang an gut verstanden, wobei Lilly schon gezeigt hat, dass sie die Chefin ist. Nachdem sie sich richtig kennengelernt haben, lagen sie oft zusammen friedlich im Körbchen.
Es kommt also immer auch ganz auf die Kombination an, ob Hund und Katze sich verstehen. Während Lilly sich mit Rico gar nicht verstanden hat, war sie mit Kira ein Herz und eine Seele. So ist es bei Hunden und Katzen wie bei uns Menschen – die Chemie muss eben stimmen.