Tierärztin Dr. Karin Schlotterbeck klärt auf:
Verstopfung (Obstipation) tritt häufig bei Katzen auf und kann bei Nichtbehandlung lebensbedrohlich werden. Durch artgerechte Fütterung und ausreichende Bewegung kann aber schon frühzeitig der Hauptursache der Obstipation entgegengewirkt werden.
Die normale Darmpassage des Futterbreis dauert ca. 12-24 Stunden, bei täglicher Futteraufnahme sollte also alle 1-2 Tage Kot abgesetzt werden.
Von Verstopfung spricht man, wenn die Katze in größeren Abständen dann meist sehr harten Kot unter Anstrengung und häufig in nur kleinen Mengen absetzt. Der Kot staut sich zunehmend im mittleren Dickdarmabschnitt und wird immer mehr eingedickt, sodass ein Teufelskreis entsteht. Kann die Katze dann gar keinen Kot mehr absetzen, spricht man von einer sogenannten Koprostase. Im weiteren Verlauf bildet sich ein Megakolon, was bedeutet, dass der Darm aufgrund der großen gestauten Kotmengen sich massiv ausweitet. Sorgt man dann nicht dafür, durch verschiedene Maßnahmen, die Koprostase aufzulösen, kann der Darm ausleihern und sich nicht mehr richtig in seine Ursprungsgröße zusammenziehen. Dieses führt zur Herabsetzung der Darmbeweglichkeit in diesem Darmabschnitt.
Wie zeigt sich eine Verstopfung bei der Katze?
Symptome können sein:
- Erbrechen
- Bauchschmerzen (Katze lässt sich ungern am Bauch anfassen)
- Appetitlosigkeit
- Schwäche
- Erfolgloser Versuch, Kot abzusetzen
- Absatz von kleinen harten Kotballen auch neben dem Katzenklo
Welche möglichen Ursachen gibt es für eine Verstopfung?
- Bewegungsmangel und Übergewicht (Adipositas)
- Mangelnde Wasseraufnahme
- Mangel an quellfähigen Pflanzenfasern im Futter
- Stress z.B. durch Ortswechsel oder dem Einzug eines neuen Familienmitglieds
- unsaubere Katzentoiletten
- Schmerzen (durch Arthrose, alte schlecht verheilte Beckenfrakturen oder auch Bauchschmerzen)
- Verengungen im Darm durch Tumoren oder auch Fremdkörper
- Ansammlung von Haaren im Darm, die bei der Fellpflege aufgenommen werden und zu Haarklumpen im Darm werden
- Einnahme von bestimmten Medikamenten
- Chronische Nierenerkrankungen und Diabetes
Besonders ältere und übergewichtige Katzen sind von Verstopfung betroffen und mehr männliche als weibliche Tiere.
Wie stellt der Tierarzt die Diagnose und wie hilft er der Katze?
Der Tierarzt wird vom Besitzer sehr genau die Krankengeschichte erfragen und eine gründliche Allgemeinuntersuchung des Patienten durchführen. Dabei wird ihm wahrscheinlich ein harter Bauch und ein verdickter Darm beim Abtasten des Bauches auffallen und evtl. Austrocknung und Kreislaufprobleme. Im Röntgenbild wird er dann die Schwere der Verstopfung feststellen und entsprechende weitergehende Maßnahmen ergreifen.
Was passiert bei einer Operation bei Verstopfung?
Je nach Schwere wird zunächst ohne Narkose versucht, die Darmentleerung hervorzurufen. Gelingt dies nicht, wird eine gründliche Darmspülung in Narkose nötig, verbunden mit einer Blutuntersuchung und intravenösen Infusion.
Sollte all dies nicht mehr helfen, weil sich ein irreversibles Megacolon entwickelt hat, kann nur noch durch die Entnahme des betroffenen Darmabschnittes die Verstopfung mit guter Prognose behoben werden.
Im Anschluss an die Operation sind dann vor allem eine gute Fütterung und Gewichtskontrolle entscheidend, um eine neue Verstopfung zu vermeiden.
Was kann man zur Vorbeugung tun?
Als Prophylaxe wird dem Tierhalter empfohlen, durch Zugabe von Öl (z.B. Leinöl), Butter, Milch, Sahne, Ballaststoffen (z.B. Flohsamenschalen) oder auch Milchzucker (Laktulose, oral verabreichtes Abführmittel), durch ballaststoffreiche Fertigfutter und mehr Bewegung schon vorsorglich der Verstopfung entgegenzuwirken.
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Abschließend lässt sich sagen, dass sich nicht immer unterscheiden lässt, ob eine Katze erfolglos versucht, Kot oder Urin abzusetzen (z.B. durch Verlegung der Harnröhre durch Harngries oder Harnsteine). Daher solltest Du beim Auftreten entsprechender Symptome Deinen Tierarzt umgehend aufsuchen.