Diabetes beim Hund: Ursachen, Symptome und Therapie

Diabetes beim Hund: Ursachen, Symptome und Therapie

Dr. Karin Schlotterbeck

Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, zählt zu den häufigsten Stoffwechselstörungen beim Hund. Beim Diabetes mellitus kann der Körper seinen Zuckerhaushalt, den sog. Kohlenhydratstoffwechsel, nicht mehr richtig regulieren. Nach der Futteraufnahme und dem damit verbundenen Anstieg des Blutzuckerspiegels sorgt normalerweise das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin, ein Eiweiß, dafür, dass der überschüssige Blutzucker in die Zellen gelangt und dort als Energiequelle zur Verfügung steht. Wenn der Körper nicht genügend Insulin produziert oder nicht effektiv nutzen kann, steigt also der Blutzuckerspiegel im Blut an und fehlt als Energielieferant in den Zellen.  

Ursachen für Diabetes beim Hund 

Der am häufigsten beim Hund auftretende Typ 1 Diabetes (absoluter Insulinmangel) hat seine Ursache in der Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse, was z.B. durch eine Virusinfektion (Parvovirose) oder auch durch Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse durch z.B. Tumore und Entzündungen oder Zellverlust anderer Ursache und auch durch Hormone, die gegen das Insulin wirken, hervorgerufen werden kann.  

Typ 2 Diabetes (relativer Insulinmangel) ist auf eine Insulinresistenz zurückzuführen, bei der der Körper auf das vorhandene Insulin nicht angemessen reagiert. Betroffen sind vor allem ältere Hunde zwischen sieben und neun Jahren, häufiger Hündinnen und kastrierte Rüden, die meistens weniger als 22 kg wiegen. Ein vermehrtes Auftreten sieht man bei Terriern, Dackeln, Spaniels, Pudeln, Retrievern und Rottweilern. 

Ein Sonderfall ist der Diabetes der gesunden Hündin nach der Läufigkeit durch einen erhöhten Progesteronspiegel, was zu einer antagonistischen Wirkung gegenüber dem Insulin führt, wodurch die Bauchspeicheldrüse in höheren Mengen Insulin produzieren muss. In diesem Fall ist eine sofortige Kastration der Hündin angezeigt, weil durch das Entfernen der Eierstöcke der Progesteron-Produzent entfernt wird und Insulin meistens wieder ausreichend zur Verfügung steht. 

Um den Energiemangel, der beim Diabetes in den Zellen entsteht, auszugleichen, kommt es zu einem gesteigerten Hungergefühl und dem Abbau von Körpersubstanz. Bei stark erhöhtem Blutzuckerspiegel tritt der Zucker auch in den Urin über und zieht vermehrt Wasser mit sich, was sowohl eine vermehrte Urinproduktion und gleichzeitig vermehrten Durst verursacht. 

Welche Symptome zeigt ein Hund mit Diabetes? 

  1. Übermäßiger Durst (Polydipsie): Der Hund trinkt ungewöhnlich viel Wasser. 
  2. Häufiges Wasserlassen (Polyurie): Verstärktes Urinieren kann auftreten. 
  3. Gewichtsverlust trotz erhöhtem Appetit: Der Hund kann an Gewicht verlieren, obwohl er mehr frisst. 
  4. Schwäche und Lethargie: Der Hund zeigt möglicherweise geringeres Interesse an Aktivitäten. 
  5. Schlechte Wundheilung: Verletzungen heilen möglicherweise langsamer. 

            Diabetes-Verlauf beim Hund 

            Die unbehandelte Diabeteserkrankung beim Hund kann zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel kann verschiedene Organe und Gewebe schädigen, was zu Problemen wie Katarakte (Trübung der Linse, auch grauer Star genannt), Nierenerkrankungen, Durchblutungsstörungen der Gliedmaßen und Infektionen führen kann. Bei länger anhaltender Hyperglykämie, wenn also zu viel Zucker im Blut und zu wenig in den Zellen vorhanden ist, wird für die nötige Energiegewinnung vermehrt Fett abgebaut (Lipolyse), wodurch sog. Ketonkörper entstehen, die im weiteren Verlauf zur Übersäuerung des Blutes führen (metabolische Azidose oder diabetische Ketoazidose), wodurch eine intensive tierärztliche Behandlung nötig wird. 

            Diagnose von Diabetes beim Hund 

            Anhand des Vorberichtes und mittels einer Blut- und Urinuntersuchung lässt sich ein Diabetes mellitus eindeutig nachweisen.                                                                            

            Therapie von Diabetes beim Hund 

            1. Insulintherapie: Die lebenslange Verabreichung von Insulininjektionen ist der Eckpfeiler der Behandlung. Eine Heilung ist nur in seltenen Fällen möglich (ev. der Läufigkeitsdiabetes in der Anfangsphase). Der Tierarzt wird die Art des Insulins und die Dosierung entsprechend den individuellen Bedürfnissen des Hundes festlegen. Ist der Patient gut auf Insulin eingestellt, kann er ein normales Leben führen. Zunächst dauert es allerdings bis zu sechs Wochen, bis der Hund optimal eingestellt ist. Ein regelmäßiger Tierarztbesuch und Blutzuckerkontrollen sind notwendig. Eine große Erleichterung ist es für den Hundebesitzer und auch für den Tierarzt, den Blutzuckerspiegel seines Vierbeiners regelmäßig zuhause zu messen, indem er mit einer Stechhilfe Blut aus dem Ohr des Hundes gewinnt und der Blutzucker mit dem sog. Glukometer bestimmt wird.

            Komplikationen: Wurde aus Versehen eine zu hohe Menge Insulin gespritzt, so  kommt es zu einer sog. Hypoglykämie, einem erniedrigten Blutzuckerspiegel, Krampfanfälle, schwankender Gang und allgemeine Schwäche sind die Symptome. Schnelles Handeln in Form von Fütterung oder Gabe von Honig, Zuckerwasser oder Traubenzucker verschaffen Abhilfe.  

            2. Diätmanagement: Eine ausgewogene Ernährung mit geeigneten Kohlenhydraten und einem ausgewogenen Proteingehalt ist wichtig. Fütterungszeiten und Nahrungskonsistenz können ebenfalls angepasst werden.

            3. Regelmäßige Bewegung: Ein angepasstes Bewegungsprogramm kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. 

            Welche Prognose hat ein Hund mit Diabetes? 

            Die Prognose hängt von der Schwere der Erkrankung und der Bereitschaft des Besitzers ab, die Behandlung konsequent durchzuführen. Mit einer angemessenen Insulintherapie, Diätmanagement und regelmäßigen tierärztlichen Kontrollen kann ein Hund mit Diabetes ein relativ normales Leben führen. Es erfordert jedoch Engagement seitens des Besitzers, um den Zustand zu kontrollieren und Komplikationen zu vermeiden. 

            Du solltest den regelmäßigen Austausch mit Deinem Tierarzt aufsuchen, damit dieser den Gesundheitszustand Deines Hundes bestmöglich überwachen und die Behandlung stets anpassen kann.